KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Friedhofsbeschreibung

Das KZ Neuengamme wurde im Dezember 1938 gegründet, nachdem die SS das 100-köpfige Außenkommando des KZ Sachsenhausen in eine leerstehende Ziegelei im Hamburger Stadtteil Neuengamme verlegt hatte. In der ersten Zeit fungierte es als Arbeitslager, das dem KZ Sachsenhausen unterstellt war. Im Frühsommer 1940 war es aber bereits ein eigenständiges Lager. Die Arbeit im Lager bestand in der Herstellung von Ziegelsteinen und Dachziegeln. Zu diesem Zweck wurden die Häftlinge gezwungen, einen Kanal zu graben, um den Transport der Materialien zu erleichtern. Die Außenlager und Kommandos um das Lager herum wuchsen schnell, zuletzt waren es knapp 100. Ab 1942 basierte ein Teil der Rüstungsproduktion auf der Sklavenarbeit der Häftlinge. In Neuengamme wurden die ersten Versuche mit dem Gas Zyklon B durchgeführt, das später zur Massenvernichtung der Juden eingesetzt wurde. Im Lager führte SS-Arzt Kurt Heissmeyer medizinische Untersuchungen zu Infektionskrankheiten durch, unter anderem an jüdischen Kindern unter zwölf Jahren. Diese Kinder wurden wenige Tage vor dem Kriegsende und der Lagerbefreiung ermordet.
Im Frühjahr 1945 wurde ein Teil des Lagers dem Schwedischen Roten Kreuz zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der humanitären Aktion „Weiße Busse“ wurden Häftlinge gesammelt, deren Freilassung vor dem Weitertransport nach Schweden erfolgreich ausgehandelt wurde. Am 18. April 1945 begann die Evakuierung des Lagers: Die Häftlinge wurden auf „Todesmärsche“ geführt, bei denen tausende von ihnen ums Leben kamen. Einige wurden auf den SS–Schiffen Cap Arcona (ca. 4.500), Thiebleck (ca. 2.800) und Athen (ca. 2.000) gefangen gehalten, die auf die Reede des Hamburger Hafens in der Lübecker Bucht gebracht wurden. Die Schiffe wurden von Flugzeugen der Royal Air Force entdeckt und zusammen mit etwa 8.300 Häftlingen versenkt. Überlebt haben etwa 350 Häftlinge der „Cap Arcona“, etwa 50 vom Schiff „Thiebleck“ sowie alle Häftilinge der „Athen“. Am 4. Mai 1945 wurde das leere Lager von britischen Truppen befreit.
Insgesamt waren im Lager Neuengamme und seinen 85 Außenlagern mehr als 100.000 Menschen inhaftiert, darunter 17.000 Häftlinge aus Polen. Unter den Häftlingen waren Gefangene verschiedener Nationalitäten: sowjetische (34.350), französische (11.500), deutsche (9.200), dänische (6.950) und belgische Kriegsgefangene (4.800). Etwa 55.000 erlitten den Tod. Die Opfer wurden auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf begraben und im Lagerkrematorium verbrannt, das anfangs aus zwei Öfen bestand und im Laufe der Zeit um zwei weitere Öfen erweitert wurde. In der Zeit der meisten Todesopfer wurde auch das Krematorium auf dem Friedhof Ohlsdorf genutzt. Die Asche der Opfer wurde zum Teil als Dünger in den Lager-Gärtnereien verwendet oder in den Kanal gestreut, der durch die inhaftierten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter gebaut worden war, und die Ziegelei mit der Elbe verbindet.
Nach dem Krieg diente das Lager, dessen Gebäude größtenteils erhalten blieben, als Internierungsstätte für Mitglieder der NSDAP und der SS. 1948 wurde es an die Stadt zurückgegeben. Auf dem Gelände des Lagers wurden eine Jugendstrafanstalt und eine Besserungsanstalt sowie in den 1960er Jahren ein Gefängnis erbaut.
Die erste Gedenkstätte wurde 1953 auf Initiative ehemaliger französischer Häftlinge errichtet. Es folgten weitere, darunter das Denkmal „In Erinnerung an die Deportierten des Warschauer Aufstandes 1944“, das am 1. September 1999 offiziell eingeweiht wurde. Auf dem Sockel der Denkmal-Skulptur ist ein Text zu lesen, einmal in polnischer, einmal in deutscher Sprache. Auf dem mittleren Foto ist der folgende polnische Text zu lesen: „Friede denjenigen, die Liebe und Hingabe nicht scheuen. In Erinnerung an über 6.000 Polinnen und Polen, die während des Warschauer Aufstandes und nach seiner Niederschlagung in das KZ Neuengamme und die Außenlager deportiert worden sind, und an alle Opfer. Polonia Hamburg 1.9.1999“. Doch erst nach der Räumung der Justizvollzugsanstalt im Jahr 2003 konnte die Arbeit an der vollständigen Gestaltung der Gedenkstätte beginnen. Bei Ausgrabungen im Jahr 2005 wurden die Fundamente des Appellplatzes freigelegt. Dies ist der einzige Teil der Gedenkstätte, der rekonstruiert wurde. Die Schuttmassen des abgerissenen Gebäudes der Justizvollzugsanstalt wurden in die Neugestaltung einbezogen: In Form von Drahtkörben dienen sie als Markierung für die Lage der abgerissenen KZ-Gebäude. Zwei Backsteinblöcke wurden zu einem Museum und Bildungszentrum umgebaut.
An der Straße, die zum Museum führt, befinden sich eine symbolische Gedenkstätte und ein Friedhof. Dies ist der Ort der ehemaligen Gärtnerei, wo die Asche der Opfer verstreut wurde. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, zu der drei weitere Außenstellen in Hamburg (Fühlsbüttel, Bullenhuser Damm und Poppenbüttel) gehören, ist eine städtische Kultureinrichtung unter der Zuständigkeit der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg.

Kontaktdaten

Friedhofsadresse : Neuengamme, Hamburg
Jean-Dolidier-Weg 75
21039 Hamburg
GPS: 53.427692, 10.226430

Friedhofsverwaltung :  KZ‑Gedenkstätte Neuengamme,
www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/,
Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg,



© FPNP 2017–2022